Mittlerweile stehen laut der Preisinformationsseite Coinmarketcap fast 9.000 Blockchain-basierte Token zum Handel zur Verfügung. Alle diese Token haben zumindest eines gemeinsam: Sie basieren auf der Blockchain-Technologie. Das heißt, sie sind eindeutig identifizierbar und können weder kopiert noch verändert werden. Trotzdem gehören längst nicht alle diese Token zur Anlageklasse der Kryptowährungen. Darüber hinaus gibt es etliche Token, die nicht auf öffentlichen Börsen zum Handel gelistet sind. Als Anleger solltest die Unterschiede zwischen den einzelnen Token-Arten verstehen, denn sie bergen verschiedene Risiken und bieten unterschiedliche Renditechancen.

Eines vorneweg: Da die Entwicklung des Krypto-Ökosystems noch ganz am Anfang steht, sind die Definitionen und Begrifflichkeiten nicht in Stein gemeißelt. Es entstehen auch regelmäßig neue Arten an Blockchain-basierten Token, weshalb sich auch die Kategorien und Definitionen ändern. Dieser Artikel soll dir also nicht „die eine Definition“ mit auf den Weg geben, sondern dir eine Hilfestellung leisten, sodass du dich im aktuellen Krypto-Markt zurechtfindest.

Was ist ein „Token“?

Ein Token ist, rein technisch betrachtet, ein Eintrag in einer Datenbank. Wer also einen Bitcoin hält, ist auf der Bitcoin-Blockchain (eine Blockchain ist eine Datenbank) als Besitzer eines Bitcoins eingetragen. Dementsprechend fallen alle Blockchain-basierten Vermögenswerte unter den Begriff „Token“. Diese Token können in verschiedene Unterkategorien klassifiziert werden. Die wichtigsten davon sind heute Kryptowährungen, Utility Token, Security Token, Stablecoins und NFTs.

Verschiedene Token-Arten

Arten von Kryptowährungen: Bitcoin und Altcoins

Kryptowährungen sind die wohl bekannteste Token-Kategorie. Dazu gehören zum Beispiel Bitcoin und Ethereum. Kryptowährungen werden auch „Payment Token“ genannt und sind, wie der Name suggeriert, Zahlungsmittel: Mit einem Bitcoin kann man verschiedene Dienstleistungen und Produkte kaufen; mit Ethereum kann man für Leistungen im Ethereum-Netzwerk bezahlen, einer dezentralisierten Software-Plattform für die Entwicklung von Smart Contracts. Auch wenn Kryptowährungen als Zahlungsmittel verwendbar sind, werden sie in der Praxis oft als Investitionsgüter verwendet und mit Gewinnabsicht über Krypto-Börsen gehandelt.

Eine weitere Unterscheidung findet sich zwischen Bitcoin und „Altcoins“: Bitcoin ist die erste und gemäß der Marktkapitalisierung mit Abstand größte Kryptowährung. Alle anderen Kryptowährungen werden unter dem Oberbegriff „Altcoins“ zusammengefasst. Ethereum und Bitcoin Cash oder Bitcoin Gold sind also auch als Altcoin zu bezeichnen. „Coins“ sind wiederum einzelne Werteinheiten der Kryptowährungen, ähnlich wie „Euro” oder „Cent”. Wer einen Bitcoin hält, hält einen „Coin“ der Kryptowährung Bitcoin. Ein Bitcoin entspricht 100 Millionen Satoshis. Die Unterteilung in Coins und Satoshis gibt es jedoch nur bei Bitcoin. Bei Altcoins spricht man nur von Coins als Werteinheit.

Utility Token: Nutzungsrecht an einer Technologieplattform

Utility Token räumen dem Besitzer Nutzungsrechte innerhalb eines geschlossenen Ökosystems ein. Wer zum Beispiel einen Filecoin hält, kann damit digitalen Speicherplatz über das Filecoin-Netzwerk erwerben. Außerhalb dieses Netzwerkes kann man mit Filecoins nicht viel anfangen, außer sie zu verkaufen. Ein anderes Beispiel sind Crypto Lending Token: Der CRO Token oder der NEXO Token ermöglichen es dir beispielsweise, auf Crypto.com bzw. bei Nexo höhere Zinsen zu verdienen. Außerhalb der jeweiligen Plattformen finden diese Token keine Verwendung, außer als Investmentvehikel.

Bei manchen Token ist die Abgrenzung zwischen Utility Token und Kryptowährung schwierig. So ist zum Beispiel Ethereum in gewisser Hinsicht auch ein Utility Token, denn die Währung wird zum Betrieb der Ethereum-Plattform verwendet. Um ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu haben, werden Kryptowährungen und Utility Token in manchen Publikationen durch ihre Entstehung voneinander abgegrenzt: Kryptowährungen werden durch dezentralisiertes Mining erschaffen, während Utility Token durch Initial Coin Offerings (ICO) von einer zentralisierten Entität wie zum Beispiel einer Firma oder Organisation ausgegeben werden. Auch das ist allerdings nicht immer komplett zutreffend: Ethereum wurde zum Beispiel über ein ICO lanciert, heute werden Ethereum-Coins allerdings durch Mining geschaffen. Man könnte argumentieren, Ethereum war zu Beginn ein Utility Token und hat sich mittlerweile zu einer Kryptowährung entwickelt.

Eine vereinfachte Erklärung für das Konzept des Utility Tokens

Security Token: digital verbriefte Finanzinstrumente

Deutlich klarer ist die Abgrenzung zwischen Utility Token und Security Token. Ein Security Token verbrieft ein nach Finanzmarktrecht reguliertes Finanzinstrument. Dazu gehören zum Beispiel Aktien, Anleihen, Immobilien oder Private Equity Beteiligungen. Die Ausgabe solcher Token bezeichnet man als „Security Token Offering“ (STO).

Im Gegensatz zu ICOs, bei denen Utility Token ausgegeben werden, unterliegen STOs strengen finanzmarktrechtlichen Auflagen. Ab einem gewissen Volumen müssen Emittenten zum Beispiel einen Investment-Prospektus bei der nationalen Finanzmarktaufsicht genehmigen lassen, in Deutschland beispielsweise bei der BaFin. Auch der Handel mit Security Token unterliegt strengeren Auflagen im Vergleich zu den Vorgaben im Umgang mit Utility Token. Bei ICOs und Utility Token greifen Finanzmarktregulierungen nicht, sondern unterliegen in der Regel den gesetzlichen Verbraucherschutzbestimmungen. Ein gänzlich unreguliertes Vehikel sind ICOs also auch nicht, selbst wenn das in den Medien oft behauptet wird.

Stablecoins: der Wert hängt vom zugrundeliegenden Asset ab

Der Wert eines Stablecoins ist an einen zugrundeliegenden Vermögensgegenstand geknüpft, oder an ein Portfolio aus verschiedenen Vermögensgegenständen. Als Anleger musst du dir genau anschauen, welcher Vermögenswert dem Stablecoin zugrunde liegt. Man unterscheided drei Arten von Stablecoins:

Zentralisierte Stablecoins

Zentralisierte Stablecoins sind an einen Vermögensgegenstand gebunden, das kann zum Beispiel eine Fiatwährung oder ein Edelmetall sein. USD Tether (USDT) ist der gemäß Marktkapitalisierung größte Stablecoin und ist 1:1 and die Wertentwicklung des US Dollars gebunden. Tether Limited, die Emittentin des USDT, muss demnach ausreichend US Dollar-Vermögen vorhalten, um die Besicherung aufrechtzuhalten. Als Anleger muss man dementsprechend darauf vertrauen, dass die Emittentin die Stablecoins auch wirklich ausreichend besichert. In der Vergangenheit gab es zum Beispiel hinsichtlich der Besicherung des USDT etliche Kontroversen und auch rechtliche Auseinandersetzungen. Der Stablecoin USD Coin (USDC) wird deshalb von vielen Anlegern als transparenter gesehen, da die Emittentin in den USA reguliert ist und somit strengen regulatorischen Auflagen unterliegt.

USD Tether ist an den Wert des US-Dollars gebunden

Krypto-besicherte Stablecoins

Diese Art von Stablecoin wird mit anderen Kryptowährungen oder Blockchain-basierten Token besichert. Da die Besicherung komplett digital abgewickelt werden kann, findet die Ausgabe neuer Stablecoins automatisiert mittels Smart Contracts statt. Wer einen solchen Stablecoin erwerben will, muss also eine andere Kryptowährung als Sicherheit hinterlegen. Will er seine Sicherheiten zurück, muss er den Stablecoin zurückgeben. Der Smart Contract stellt die Koppelung des Stablecoins and einen stabilen Wert sicher durch eine Mischung aus On-Chain-Algorithmen und auf Spieltheorie basierten Anreizsystemen. Im Vergleich zu Fiat-besicherten Stablecoins vertraust du als Anleger also nicht auf eine zentralisierte Emittentin, sondern auf die Funktionsfähigkeit des Protokolls.

Ein Beispiel hierfür ist der DAI Token. Um DAI zu nutzen, musst du Ether (eine Kryptowährung) hinterlegen. Wenn du deine Ether Coins zurück haben willst, musst du zuerst deine DAI wieder zurückgeben. Der Wert des DAI Tokens ist 1:1 an den US-Dollar gebunden, im Gegensatz zum zentralisierten Tether ist hier aber keine US-Dollar Reserve nötig. Stattdessen wird der Token durch ein Portfolio aus Kryptowährungen besichert, deren Wert automatisiert den Wertschwankungen des US-Dollars folgt.

Algorithmische Stablecoins

Algortithmische Stablecoins werden weder durch Fiat- noch durch Kryptowährungen besichert. Sie folgen stattdessen einem ähnlichen Prinzip wie Fiatwährungen. Dabei wird die zirkulierende Menge an Coins mittels Smart Contracts und Algorithmen so geregelt, dass der Stablecoin einen festgelegten Wert beibehält. Ist dieser Wert zum Beispiel auf einen US-Dollar festgelegt, dann nimmt der Smart Contract Token aus der Zirkulation wenn der Wert unter einen US-Dollar sinkt und reduziert somit das Angebot. Wenn der Wert über einen US-Dollar steigt, emittiert der Smart Contract automatisch weitere Token, um das Angebot zu erhöhen und den Preis zu senken. Funktional ähnelt diese Prinzip der Geldpolitik von Zentralbanken. Manche Algorithmische Stablecoins halten auch einen Sicherheiten-Pool vor, um den Wert des Coins vor außergewöhnlichen Marktbewegungen wie bei einem Black Swan Event abzusichern. Ein Beispiel für einen Algorithmischen Stablecoin ist der Basis Coin.

NFT: Eigentum an digitalen Vermögensgegenständen

Non-fungible bedeutet “nicht austauschbar”. Ein Token dieser Art repräsentiert ein bestimmtes Objekt oder einen bestimmten Vorgang. Bitcoin, Litecoin, Gold und Dollar sind beispielsweise fungible, also austauschbar. Niemanden interessiert, welche Dollarnote oder welchen Euroschein er genau besitzt. Im Gegensatz dazu interessiert es einen Kunstsammler oder Immobilienbesitzer, welches Kunstwerk, welche Fussballsammelkarte oder welches Grundstück er besitzt.

Non-Fungible-Tokens („NFTs“) sind eine vergleichsweise neue Art von Token. Sie verbriefen ein Besitzrecht an einem digitalen Vermögensgegenstand, zum Beispiel einem digitalen Kunstobjekt, Musik oder Einzelobjekten in Computerspielen oder virtuellen Welten, sog. Metaverses. NFTs sind in gewisser Weise die moderne Form papierbasierter Fußballsammelkarten. Statt die Nationalelf in dein Sticker-Album zu kleben, kaufst du die NFTs der Spieler und speicherst sie in deinem Wallet. NFTs bieten Künstlern einen Weg, ihr intellektuelles Eigentum zu schützen. Ein Token kann beispielsweise so programmiert werden, dass bei jedem Verkauf ein Teil des Erlöses automatisch an den Künstler abfließt. In Zukunft könnten NFTs vor allem zur Sicherung von wirtschaftlich genutztem Softwarecode zum Einsatz kommen.

CBDCs: Digitale Zentralbankwährungen

Eine weitere Art von Kryptowährung, mit der wir wohl schon bald alle konfrontiert werden, sind digitale Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currencies, CBDCs). Die erste große Volkswirtschaft, die eine eigene digitale Währung ausgegeben hat, war die Volksrepublik China. Sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-amerikanische Federal Reserve sind derzeit noch in der Konzeptionsphase. Heute stehen diese Entwicklungen noch ganz am Anfang. Langfristig ist es jedoch wahrscheinlich, dass Zentralbanken digitale Währungen ausgeben. Zu Beginn werden diese Währungen hauptsächlich im Wertpapierhandel und auf dem Interbankenmarkt zum Einsatz kommen, irgendwann werden sie vermutlich auch das heutige Bargeld komplett ablösen. Eine digitale Zentralbankwährung wäre dabei nicht mit einer privaten, dezentralisierten Kryptowährung wie Bitcoin vergleichbar. Denn sie würde von einer Zentralbank ausgegeben und dementsprechend von einer zentralisierten Institutionen kontrolliert werden.

Der Vorsitzende der US-Zentralbank Fed spricht über den digitalen Dollar